Landschaft
Eigentlich sagen die Bilder genug zur Landschaft: Eine ausgedehnte Ebene im flachen Tal, bedeckt mit Wiesen, durchflossen von der Schutter. Im Herbst mit dickem Nebel gefüllt, und selbst in heißen Sommernächten kühl und feucht. Eine karge Landschaft! Einst gab es hier Moor und Schilf, wenig Baumbewuchs, und die Menschen durchzogen das moorige Gebiet auf Knüppelwegen.
Der Blick geht hier von Wolkertshofen über das Tal bis hin zur Burg. Noch ist das Tal unverbaut. Für die Radfahrer auf dem überregionalen Radweg ist es fast eine durchweg schöne Strecke...
Die östliche Ortsgrenze von Nassenfels wird geprägt von der Burg und der Kirche. Auf die Wiese vor dem Panorama sollen die Sportplätze und das Gemeinschaftshaus platziert werden.
Absolut vorbildlich ist die Renaturierungsmaßnahme des Schuttermäanders Richtung Wolkertshofen - im Hintergrund sieht man die Aumühle und die Nassenfelser Burg. Im Vordergrund hat gerade ein fleißiger Bieber einen Staudamm gebaut. Leider werden diese immer wieder zerstört, weil manche Landwirte die Vernässung ihrer Wiesen fürchten.
Es wäre für die Gemeinde Nassenfels ein Vorzeigeprojekt, gerade diese Vernässung zu fördern und den Landwirten entsprechende Fördergelder zu vermitteln. Im Rahmen des Klimaschutzes wird aktuell für den Moorschutz und die Moorrenaturierung sehr viel Geld generiert, das es zu nutzen gilt - es wäre für alle Menschen sinnvoller als mit Sportplätzen das Moor zu ruinieren.
Ein Blick in die Tiefe des Moores am geplanten Bauplatz: Mit einem Bohrstab werden Bodenproben entnommen. Ein Samenkorn des Fieberklees aus einer Tiefe von 150 cm deutet auf eine Sumpf- und Verlandungszeit im Schuttertal vor ca. 2000 Jahren hin! Hier lassen sich Rückschlüsse auf den Bewuchs aus der Zeit um Christi Geburt ziehen. Deutlich sieht man auch, wie nass das Moos noch ist.
(Ich danke Uli Sorg für das Foto und die Hinweise).
Eine wertvolle Pflanze in den Mooswiesen: Der Bach-Nelkenwurz wurde von der Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen unter Vorsitz von Loki Schmidt zur „Blume des Jahres 2007“ auserkoren. Sie wächst ausschließlich in Feuchtwiesen. Ihr Vorkommen in den Nassenfelser Mooswiesen ist ein gutes Zeichen für den Zustand des darunter liegenden Moores.
(Ich danke Uli Sorg für das Foto und die Hinweise)
Der Radl-Tourist, der solcherlei Idylle erlebt hat, dürfte kurz vor Nassenfels staunen, mit welcher Unsensibilität man hier die Landschaft verbaut hat. Zuerst passiert er die Kläranlage, die aktuell noch recht dezent hier liegt, aber in Kürze erheblich erweitert wird. Direkt daneben stehen Glascontainer und die Abfallbox für Wildabfälle - in der prallen Sonne mit kaum wirksamem Dach! Auf dem Bild werden gerade die Tonnen geleert - zum Glück können Bilder nicht riechen.
Bei der anstehenden Erweiterung der Kläranlage kann man sich nicht in der Fläche ausdehnen. Dann würde man mit einer römischen Villa kollidieren, die seit langem durch Luftbildaufnahmen bekannt ist. Das Schuttertal ist nicht nur für die Natur, sondern auch für Kultur und Archäologie bekannt. Die Wahl des Platzes ist zweifelhaft, auch aus verkehrstechnischen Gründen.
Es folgt der Wertstoffhof, wo wenig dekorativ am Rande des Landschaftsschutzgebietes gelbe Container auf den wiederverwertbaren Müll der Nassenfelser warten. Zu den Öffnungszeiten kann man hier viel Zeit im Stau verbringen. Das schönste an der Anlage ist ohne Zweifel das "Unkraut", das man mittlerweile nicht mehr abmäht, sondern insektenfreundlich stehen lässt. Hier gebührt den Gemeindearbeitern ein ehrliches Kompliment, denn sie müssen von den überordentlichen Zeitgenossen einiges an Kritik hinnehmen - dabei sind die riesigen Fenchelstauden und blauen Natternköpfe ein echter Hingucker, wenn sie es auch leider nicht schaffen, den hässlichen Wertstoffhof zu verdecken.
Die Bepflanzungen der Gemeinde (Clematis und Zierkirschen) sind mittlerweile allesamt eingegangen bzw. beim Kanalneubau nach einem Jahr wieder entfernt worden.
Hier schließen die Abraumberge an. Seit 2019 wird hier kontaminierter Aushub zwischengelagert, der bei der Dorferneuerung in Wolkertsthofen anfällt. Das An- und Abschwellen der Berge lässt vermuten, dass hier ziemlich viel Bewegung ist, was auch die Masse der Baufahrzeuge bestätigt, die hier unterwegs ist. Rechst ragen die Dächer der lärmgeplagten Bewohner des Klausbugs hervor.
Bei der Anlage der Fläche wurde ein archäologischer Befund schwer gestört, weil man nicht berücksichtigt hat, dass man im archäologischen Schutzgebiet baggert. Direkt daneben, unter der Wertstoffanlage, entdeckte man bei deren Bau mehrere Grubenhäuser.
Aktualisierung: mittlerweile sind die Halden entfernt. Die Archäologen haben darunter wie zu erwarten eisenzeitliche Grubenhäuser entdeckt.
Den Schlusspunkt bildet das Asylantenheim, ein Flachbau aus Containern. Es ist ein unwürdiger Platz, draußen vor dem Dorf, im kalten Moos, wo man abends nicht im Freien sitzen kann. Weit weg von dem Supermarkt, von wo aus die AsylbewerberInnen (es sind zur Zeit fast nur Frauen mit Kindern) ihre Einkäufe zu Fuß nach "Hause" schleppen.
Den Anwohnern wurde zugesichert, dass die Anlage nur 5 Jahre bestehen bleibt. Aber 2020 wurde die Laufzeit um 2 weitere Jahre verlängert, natürlich ohne jede Anwohnerinformation.
Eigentlich eine wunderbare und einzigartige Landschaft, eigentlich ein Landschaftsschutzgebiet. Aber der Markt Nassenfels hat es jetzt schon geschafft, den nördlichen Rand zu verunstalten. Wenn die Sportanlage dazu kommt, muss man sich wirklich fragen, ob man hier nicht das landschaftliche Juwel erkennt, das man hier besitzt?
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